TUPOLEW TU-104 / TU-124

Der Wettlauf um das erste strahlgetriebene, zivile Verkehrsflugzeug war voll im Gange als die damalige Sowjetunion einen eigenen Entwurf herausbrachte.
Basierend auf die Bomber TU-88 und TU-16 wurde das Passagierflugzeug mit der Bezeichnung TU-104 entwickelt.
Sie hatte ein 42 ° gepfeiltes Tragwerk und zwei in den Flächenwurzeln installierte Mikulin M209 Triebwerke die zusammen 13500 kp Schub lieferten.
Am 17.6.1955 hob der Prototyp zum Jungfernflug ab. Bei den weiteren Tests wurden neben den Prototypen einige entmilitarisierte TU-16 hinzugezogen. Somit konnten die Erprobungen wesentlich beschleunigt werden.
Am 22.3.1956 landete eine Regierungsdelegation der Sowjetunion zu einem offiziellen Besuch in London. Natürlich flog man mit einer TU-104, was eindrucksvoll die Überlegenheit zur britischen Comet 4 unter Beweis stellen sollte.
Ab dem 15. September des gleichen Jahres wurde die TU-104 an Aeroflot ausgeliefert und im Liniendienst eingesetzt. Hier mauserte sie sich bis zum Eintreffen der TU-134 zum wichtigsten Verkehrsflugzeug der Sowjetunion.
Eine erste Verbesserung erfolgte an den Triebwerken und dem Einbau einer zusätzlichen Sitzreihe, welche jetzt die Beförderung von 70 Passagieren sicher stellte. Die Bezeichnung lautete hier TU-104 A.
Eine wesentliche Weiterentwicklung erfolgte jedoch erst bei der Version B. Der Rumpf wurde um 1,21 m gestreckt und es gelangten Triebwerke zum Einsatz die je 8200 kp Schub lieferten. Diese Version bot nun 100 Personen platz.
Weitere Varianten waren die Version D für nur 85 Personen und die TU-110, die mit vier Triebwerken ausgestattet wurde. Von der letztgenannten entstand jedoch nur ein Exemplar. 1960 wurde die TU-124 entwickelt. Sie sollte speziell auf den Kurzstrecken ihr zu Hause finden.
Obwohl sie ihrer großen Schwester ähnelte, war sie doch eine völlige Neukonstruktion. Sie hatte Solowjew Triebwerken, war kürzer und hatte geänderte Tragflächen. Im Juni 1960 startete dieses Muster zum Erstflug. CSA war neben Aeroflot ein Nutzer dieser Variante.

"Das TG-44 der LSK/LV, der ehemaligen DDR, also die Regierungsflugstaffel der NVA besaß 3 TU-124W in der Salon-Ausführung, wovon 2 Flugzeuge mit einer Interflug-Ähnlichen Bemalung, ein paar kleine Detail-Unterschiede gab es, ausgestattet waren. Die dritte Maschine hatte eine Bemalung ähnlich russischer Militärmaschinen: Weiss mit einem Roten Streifen und weisses Seitenleitwerk mit NVA-Zeichen".

Warum Interfluglackierung? Einesteils ein politische Frage, andererseits nannte sich dies "Ziviler Tarnschutz".

"Übrigens ist die TU-124W das gleiche wie die TU-124V - eine Frage der Übersetzung. Im englischen entspricht das russische (Kyrillische) B (Sprich:W) dem V, während es in der deutschen Sprache dem W entspricht".

Nach 367 gebauten Maschinen aller Versionen wurde die Serienproduktion Ende 1961 eingestellt.

 

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Airline
Kennung
C/N
Aeroflot
CCCP-42395
Die TU-104 in den einzelnen Bemalungen der Aeroflot in ihrer Zeit.
Airline
Kennung
C/N
Aeroflot
CCCP-42434
Airline
Kennung
C/N
Aeroflot
CCCP-42403
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CCCP-42456
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Diese TU-124 wurde nach ihrer Ausmusterung im Grondopark in Moskau ausgestellt.
Airline
Kennung
C/N
Aeroflot
CCCP-45029
2350804
Airline
Kennung
C/N
Aeroflot
CCCP-42456
9350905
Am 01.06.1970 stürzte die Maschine in Tripolis ab.
Airline
Kennung
C/N
CSA
OK-NDD
96601803

Fotos:
Fredy Hader CCCP-42403,
CCCP-42434;
Günter Grondstein CCCP-42395;
Sammlung M.Winter CCCP-42456;
Rest Sammlung Dannies

Textupdate: Henning Tikwe
TU-104 B
TU-124
Spannweite
34,54 m
25,55 m
Länge
40,06 m
30,58 m
Höhe
11,90 m
8,08 m
Reisegeschwindigkeit
800 km/h
850 km/h
Reichweite
2750 km
2100 km
Triebwerke
Mikulin RD-3M-500 je 93,1 kN
Solowjew D-20P mit je 52,9 kN