Die Idee vom Guppy entstand in den sechziger
Jahren, als die NASA für ihr Apolloprogramm die einzelnen Segmente
der Saturnrakete von den Herstellern zur Endmontage und zur Erprobung
transportieren musste.
John M. Conroy beschäftigte sich schon geraume Zeit mit dem Umbau
von Flugzeugen und übernahm die Aufgabe mit seinem Team.
Er gründete 1961 eigens hierfür die Aero Spacelines Inc. und
kaufte aus privaten Mitteln die ehemalige Pan Am Boeing B-377, N1024V.
Im Norden von Los Angeles, auf den Van Nuys Airport baute man das Flugzeug
unter freiem Himmel um.
Der Rumpf wurde hinter den Tragflächen um 5,08 m gestreckt, die
Rumpfoberschale aufgeschnitten und durch ein neues im Durchmesser auf
6,2 m erweitertes Teilstück ersetzt.
Der Erstflug der als "Pregnant Guppy" (schwangerer Guppy)
bezeichneten Maschine fand am 19.9.1962 statt.
Nachdem auch die Hecksektion als vollständig abnehmbar gestaltet
wurde, erhielt der Pregnant Guppy, inzwischen als B-377PG bezeichnet,
am 10.7.1963 seine Zulassung und wurde anschließend von der NASA
zwischen Los Angeles und Cape Canaveral eingesetzt.
Das Konzept überzeugte so sehr, dass die Forderung nach einem größeren
Umbau nicht auf sich warten ließ. Aero Spacelines konstruierte
die B-377 Super Guppy auf der Basis einer mit Turboprops ausgestatteten
YC-97J.
Der Rumpf wurde um 9,42 m gestreckt und die Oberschale konnte jetzt
Güter mit dem Durchmesser von 7,60 m fassen. Diese Veränderungen
zogen aber auch weitere Umbauten nach sich, da die Guppys sehr anfällig
gegen Seitenwind waren. Die Tragflächen wurden auf 4,57 m gestreckt
und ein größeres Seitenleitwerk verbaut. Weiterhin war jetzt
der Rumpfbug so gefertigt, dass er nach links geschwenkt werden konnte.
Am 31.3.1965 wurde der überaus erfolgreiche Erstflug der B-377SG
durchgeführt.
Mit dem Ende des Saturn Programms kam auch das Aus für die Guppys.
1979 wurde die B-377PG abgewrackt und die B-377SG auf Davis-Monthan
AFB abgestellt.
Die Firma Aero Spacelines selbst wurde im August 1965 durch die Unexcelled
Chemical Corporation übernommen und vermarktete das Guppy Konzept
für den zivilen Markt.
Sie entwickelte die B-377MG Mini Guppy, welcher einen um 6,86 m verlängerten
und im Durchmesser gleichmäßig vergrößerten Rumpf
besaß.
Am 24.5.1967 hob dieses Flugzeug zum Erstflug ab und wurde anschließend
von mehreren Firmen für ihre speziellen Zwecke erworben.
Eine zweite gebaute Maschine diesen Typs mit der Bezeichnung B-377MGT-101
wurde durch Propellerturbinen angetrieben und hatte seinen Erstflug
am 13.3.1970. Dieses Flugzeug verunglückte am 12.5.1970 und musste
abgeschrieben werden.
Als Europa mit seinem Airbusprogramm begann, stand man vor ähnliche
Transportprobleme wie einst die NASA.
Man testete den Super Guppy und war mit seinen Leistungen sehr zufrieden.
Hieraus ergaben sich Order für weitere Exemplare.
Lieferengpässe bei Aero Spacelines (Unexcelled Chemical Corporation)
liefen auf eine Lizenzfertigung seitens des Airbus Konsortiums hinaus.
Gleichzeitig nutze man diese Gelegenheit einige Verbesserungen einzubringen.
So wurden die Tragflächen, die Triebwerksgondeln, die Druckbelüftung,
Instrumente und die Enteisungsanlage überarbeitet.
Die letzte Super Guppy erlebte am 21.6.1983 seinen Jungfernflug.
Die Grundkonstruktion der Boeing B-377 ging bis in die vierziger Jahre
zurück. Es war also abzusehen wann die Wartung der Zellen und Motoren
sehr hohe Kosten verursachen würden.
Deshalb war Airbus gezwungen rechtzeitig nach Ersatz zu suchen und veranlasste
den Start zur Entwicklung eines neuen Transportflugzeuges, welches unter
den Namen "Beluga" am 13.9.1994 zum ersten Mal vom Boden abhob.
Diese Entwicklung läutete das Ende der Super Guppys ein, die teilweise
außer Dienst gestellt wurden.
Der Guppy Nr.1 steht im Museum auf dem Flugplatz in Bruntingthorpe /
England; Guppy Nr.2 in Toulouse – Blagnac / Frankreich; Guppy
Nr.3 auf dem Airbusgelände in Finkenwerder / Deutschland und der
Guppy Nr.4 wurde an die NASA für das ISS Programm verkauft und
flog dort mit der Kennung N941NA.
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